Bedarfsgruppe Sehen – digibasics
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Bedarfsgruppe Sehen

Verschiedenartige Sehbeeinträchtigungen

Die Bedarfsgruppe der sehbehinderten und blinden Menschen ist aus E-Accessibility-Perspektive vielleicht die Offensichtlichste: Wer nicht oder nur schlecht sehen kann, hat erwartungsgemäss auch im digitalen Bereich Probleme. Dabei gibt es sehr unterschiedliche Sehbeeinträchtigungen.

Sehschärfe und Gesichtsfeld

Manche Menschen sehen in punktuellen Bereichen scharf, ausserhalb dieser Bereiche aber schlecht. Andere Personen haben sogenannte Gesichtsfeldausfälle. Das heisst, sie sehen in bestimmten Bereichen nichts mehr, obwohl ihre Sicht ansonsten gut ist. Diese Form der Sehbeeinträchtigung wird häufig erst spät erkannt, da das Gehirn solche «Sehlücken» sehr lange auszugleichen versucht.

Farbfehlsichtigkeiten

Am bekanntesten und verbreitetsten ist die Rot-Grün-Schwäche, von der hauptsächlich Männer betroffen sind. Ca. 9 % der Männer haben mit dieser Farbkombination ein Problem, jedoch nur ca. 1 % der Frauen. Um auch Personen mit einer Rot-Grün-Schwäche die gleichen Informationen zu vermitteln wie allen anderen, sollten diese beiden Farben also mit Bedacht eingesetzt werden. Zudem können viele Informationen zusätzlich zur Farbe auch über die Helligkeit der Farbe, Muster oder Beschriftungen vermittelt werden. Auch hierzu finden sich einige Beispiele in den Leitfäden zur Erstellung barrierearmer Word- oder Powerpoint-Dokumente.

Möchtest du testen, ob du alle Farben siehst? Probiere es aus, zum Beispiel mit dem Farbsehtests der Firma Colorlite.

Zudem kannst du im Spiel «Tims Sicht» mehr zum Thema Farbfehlsichtigkeiten erfahren (Klick auf den Play-Knopf unten rechts):

Spiel «Tims Sicht»
Alternative Aufgaben in Textform zum Spiel «Tims Sicht»

Was weisst du bereits zum Thema Farbfehlsichtigkeiten?

Aufgabe 1

Tim kann gewisse Farben sehen, aber Grün als Mischung von Blau und Gelb sieht er als Gelb. Auch hat er Schwierigkeiten einen roten von einem grünen Apfel zu unterscheiden. Welche Form von Farbsehschwäche hat Tim? Kennst du den Fachbegriff dafür?

Lösung Aufgabe 1

Wir sprechen im Alltag von Rot-Grün-Sehschwäche, wobei es hier viele Abstufungen des Schweregrads gibt.

Rotblindheit heisst Protanopie und die Grünblindheit heisst Deuteranopie. Das Gemeinsame: für diese Personen mit diesen Farbfehlsichtigkeiten ist es schwierig Grün und Rot zu erkennen und zu unterscheiden. Rot und grün sind darum beispielsweise auf Strassenampeln an der immer gleichen Stelle: Rot oben und Grün unten.

Aufgabe 2

Gesucht ist der Fachbegriff für eine Blaublindheit. Dieser setzt sich aus folgenden Buchstabenfetzen zusammen: PIE, ITA, TR, NO. Wie lautet der Fachbegriff für Blaublindheit?

Lösung Aufgabe 2

Der Fachbegriff für Blaublindheit ist Tritanopie. Menschen mit dieser Farbfehlsichtigkeit sehen alles in Rot oder Türkis.

Aufgabe 3

Manche Menschen können überhaupt keine Farben sehen. Wie lautet der Fachbegriff für diese sogenannt echte Farbblindheit? Wähle die richtige Antwort:

  1. Aposkepsie
  2. Alopezie
  3. Analepsie
  4. Achromatopsie
  5. Apopsie
Antwort Aufgabe 3

Die richtige Antwort ist 4 Achromatopsie, oder auch Achromasie.

Wenn man gar keine Farben sieht, ist meist die Sehschärfe auch schwach. Im Strassenverkehr, wie auch in vielen Alltagssituationen ist es sehr schwierig, sich zurecht zu finden.

Die anderen Begriffe sind erfunden mit Ausnahme von Alopezie. Alopezie bedeutet (übermässiger) Haarausfall und hat somit nichts mit Farbfehlsichtigkeiten zu tun.

Farbsehtest

Möchtest du einen Farbsehtest machen?

Du musst nicht schummeln!

Wenn du eine Zahl siehst, dann schreibe sie in das Kästchen. Manchmal gibt es keine Zahl zu sehen. Bei einigen wirst du gefragt, ob du eine, zwei oder keine Linie siehst. Gib einfach an, was du siehst!

Klick auf «Start Test» unter Ishihara 38 Plates CVD Test.

Kontrast

Neben der Berücksichtigung von Farbfehlsichtigkeiten spielen auch hohe Kontraste eine wichtige Rolle. Helle Schrift auf weissem Hintergrund oder auch die Kombination schwarze Schrift auf blauem Hintergrund sind allgemein schwer zu lesen. Optimale Kontrastverhältnisse ergeben sich bei schwarzer Schrift auf gelbem oder weissem Hintergrund oder umgekehrt gelber (oder weisser) Schrift auf schwarzem Hintergrund.

Aus ästhetischen Gründen werden viele Inhalte nicht Schwarz auf Gelb gestaltet. Ob die verwendeten Kontraste dennoch ausreichen, lässt sich mit verschiedenen kleinen Tools überprüfen (siehe Tipps in diesem Kapitel).

Die Barrierefreiheitsprüfung von Microsoft Word und Powerpoint enthält auch einen automatischen Check auf ausreichend hohe Farbkontraste. Manche Websites bieten darüber hinaus die Möglichkeit, die Seite in invertierten Farben oder in einem Kontrastmodus anzuzeigen, z. B. die Website der Stiftung Schweizer Zentrum für Heil- und Sonderpädagogik.

Screen Reader und Sprachausgaben

Eine der am weitesten verbreiteten assistiven Technologien dient dazu, den Nutzenden geschriebenen Text laut vorzulesen. Sogenannte Screen Reader oder Sprachausgaben gibt es von verschiedenen Herstellern. Einige davon werden von den Betriebssystemen Windows, MacOS, iOS oder Android zur Verfügung gestellt. Dazu später mehr. Zunächst drei verbreitete Screen Reader:

  • NVDA (nur für Windows): weitverbreiteter Screen Reader, der kostenfrei installiert und genutzt werden kann.
  • JAWS (nur für Windows): weitverbreiteter, kostenpflichtiger Screen Reader. Es gibt aber eine Trial Version, mit der man die Software 40 Minuten kostenfrei nutzen kann.
  • VoiceOver (nur MacOS): auf Mac-Geräten standardmässig bereitgestellter Screen Reader, siehe auch Bedienungshilfen bei Mac.

Da Microsoft-Office-Produkte nicht nur bei Windows, sondern auch bei Mac-Benutzer:innen weitverbreitet sind, zudem der Hinweis auf zwei Tools, die von Office angeboten werden:

Das folgende kurze Video zeigt, wie eine blinde Person einen Screen Reader benutzt.

Screen-Reader-Demonstration, University of California (Youtube).

Vergrösserungsmöglichkeiten (Zoom)

Häufig genutzt bei Sehbeeinträchtigungen oder schlechten Lichtverhältnissen sind zudem Bildschirmlupen bzw. Zoom-Funktionen. Damit kann man Text auf dem Display schnell und einfach vergrössern. Optimalerweise so, dass sich der Text dem sichtbaren Bildausschnitt anpasst, damit man nicht ständig von links nach rechts scrollen muss, um eine Zeile komplett lesen zu können.

Mehr Informationen zu Hilfsmitteln, die Personen mit Beeinträchtigungen in ihrem Alltag unterstützen, folgen im Kapitel zu assistiven Technologien und Bedienungshilfen.