C9 | Praxisaufgaben – digibasics
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Version 1.0
Prototyp zur Erprobung

C9 | Praxisaufgaben

Projekte aktiver Medienarbeit bieten zahlreiche Möglichkeiten der natürlichen Differenzierung. Zudem können anhand von aktiver Medienarbeit verschiedene Kompetenzbereiche des Lehrplans 21 verbunden werden.

Im folgenden «Mindmap» sind Kompetenzen/Inhalte verschiedener Fächer aufgezeigt, an denen bei der Erstellung eines Trickfilms gearbeitet werden kann.
Klicke auf die einzelnen «Plus-Zeichen», um dir eine Übersicht zu verschaffen.

Transkript

Entwicklungsorientierte Zugänge (Zyklus 1)

Hier besonders: 

1 Körper, Gesundheit und Motorik 
2 Wahrnehmung  
3 Zeitliche Orientierung 
6 Fantasie und Kreativität 
7 Lernen und Reflexion 
8 Sprache und Kommunikation  
9 Eigenständigkeit und soziales Handeln 

Deutsch
Je nach Stufe und Thema:
Die Schüler:innen

  • setzen literarische Texte/ Gedichte gestalterisch um/ animieren sie.
  • setzen sich mit Grundlagen des (visuellen) Storytellings auseinander.
  • entwickeln einen kurzen Text und ein Drehbuch und überarbeiten dieses anhand inhaltlicher und formaler Kriterien.
  • integrieren gegebenenfalls Dialoge.
  • setzen sich mit verschiedenen Textsorten und Erzählformen auseinander.

Kompetenzbereiche (je nach Stufe und Thema)
1: Hören
2: Lesen
3: Sprechen
4: Schreiben
6: Literatur im Fokus

Natur, Mensch, Gesellschaft
Die Schüler:innen

  • setzen sich mit einem konkreten Inhalt/Thema aus NMG auseinander.
  • stellen Aspekte und Phänomene (z.B. Zyklen, Wachstum, Prozesse, …) gestalterisch dar (z.B. als Dokumentation, Vertiefung, Ergebnissicherung, …).
  • setzen sich mit ethischen und philosophischen Fragen auseinander und bearbeiten diese in Form des Trickfilms.

Kompetenzbereiche:

  • für alle Kompetenzbereiche und Inhalte geeignet

Musik
Die Schüler:innen

  • unterlegen ihren Film mit einem selbst gesungenen oder selbst musizierten Lied.
  • suchen sich eine passende Musik aus oder gestalten ihren Trickfilm passend zur Musik.. 
  • experimentieren mit der Wirkung unterschiedlicher Musik.
  • experimentieren mit Geräuschen und Stimme als Gestaltungsmittel.

Kompetenzbereiche
1: Singen und Sprechen
2:  Hören und Sich-Orientieren (Bedeutung und Funktion von Musik)
5: Gestaltungsprozesse

Überfachliche Kompetenzen 

  • personale Kompetenzen
  • soziale Kompetenzen
  • methodische Kompetenzen

(Vergleiche mit den im Kapitel 6 beschriebenen Lernchancen aktiver Medienarbeit)

Medien und Informatik
Die Schüler:innen

  • erstellen einen eigenen Medienbeitrag und diskutieren die Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe durch die Veröffentlichung von selbsterstellten Medienbeiträgen. 
  • legen eine bedeutsame Szene und ihre Gestaltungsweise fest und erstellen ein eigenes Drehbuch.
  • setzen sich mit verschiedenen Formen und Gestaltungsmöglichkeiten von Trickfilmen auseinander.
  • erproben Gestaltungsmittel in ihrer möglichen Wirkung auf die Betrachtenden (Kameraperspektive, Einstellungsgrössen, Symbole,…).
  • besprechen Aspekte des Urheberrechts und des Datenschutzes.
  • besprechen Wirkung von Medienbeiträgen.
  • lernen den Umgang mit Geräten/ Aufzeichnungsmöglichkeiten und Schnittprogrammen.

Kompetenzbereich
1: Medien (und Anwendungskompetenzen)

Technisches und textiles Gestalten und Bildnerisches Gestalten

Die Schüler:innen

  • wählen geeignetes Gestaltungsmaterial für ihren Film.
  • planen und gestalten ihr Szenenbild (Malen, Zeichnen, Basteln, Bauen …).
  • erproben und diskutieren verschiedene Materialien.
  • diskutieren die Wirkung verschiedener Darstellungsformen und Gestaltungsmittel.

Kompetenzbereiche:
1: Wahrnehmung und Kommunikation
2:  Prozesse und Produkte
3: Kontexte und Orientierung

Entscheide dich nun für eine der drei Praxisaufgaben:

Praxisaufgabe A: Trickfilm «Die vier Jahreszeiten»

Gestalte für einen Trickfilm mit dem Titel «Die vier Jahreszeiten» (2. Klasse) ein eigenes Mindmap mit konkreten Lehrplanbezügen zu den einzelnen Fächern.

Lösung

Entwicklungsorientierte Zugänge: 
Hier besonders: 

1 Körper, Gesundheit und Motorik 
2 Wahrnehmung  
3 Zeitliche Orientierung 
6 Fantasie und Kreativität 
7 Lernen und Reflexion 
8 Sprache und Kommunikation  
9 Eigenständigkeit und soziales Handeln 

Deutsch: 
Die Schüler:innen 

  • entwickeln einen kurzen Text zu ihrem Jahreszyklus und erstellen ein kleines Drehbuch. 
  • lesen ihren Text gezielt zunächst mit verschiedenen Intonationen und wählen anschliessen die für den konkreten Trickfilm passenden aus. 

Kompetenzbereiche: 
3: Sprechen 
4: Schreiben 

Natur, Mensch, Gesellschaft 

Die Schüler:innen stellen den Jahreszyklus bzw. je einen der Zyklen mit einem Trickfilm dar. 
Vertiefung, Ergebnissicherung, … 

Kompetenzbereiche: 
2: Tiere, Pflanzen und Lebensräume erkunden und erhalten 
4: Phänomene der belebten und unbelebten Natur erforschen und erklären 
9: Zeit, Dauer und Wandel verstehen – Geschichte und Geschichten unterscheiden 

Sachkonzepte (Inhalte, Begriffe): Pflanzen, Entwicklung, Wachstum, Verwandlung 

Medien und Informatik 
Die Schüler:innen 

  •  erstellen einen eigenen Medienbeitrag und erleben dabei, dass hinter jedem Medienbeitrag Menschen stehen, die ihn gestaltet haben (Medialitätsbewusstein). 
  • setzen sich mit verschiedenen Formen und Gestaltungsmöglichkeiten von Trickfilmen auseinander. 
  • stellen anhand von Symbolen einen realen Prozess bildlich dar und animieren ihn.   
  • erkennen, wie «Bilder/Fotos  zum Laufen» (z.B. auch durch das vorherige Basteln  von optischem Spielzeug) gebracht werden und wenden dies selber an. 
  • lernen, wie mithilfe von Medien getrickst und scheinbar gezaubert werden kann und probieren dies selbst aus. 
  • lernen, die entsprechenden Geräte (Kamera, Tablet, …) zu bedienen. (Anwendungskompetenz) 

Kompetenzbereich 
1: Medien (und Anwendungskompetenzen) 

Musik 
Die Schüler:innen 

  • unterlegen ihren Film mit einem selbst gesungenen (jahreszeitlich passenden) / oder selbst musizierten Lied. 
  • suchen sich eine für ihre Jahreszeit passende Musik aus oder gestalten ihren Trickfilm passend zur Musik. 
  • experimentieren mit Geräuschen und Stimme als Gestaltungsmittel 

Kompetenzbereiche 
1: Singen und Sprechen 
2: Hören und Sich-Orientieren (Bedeutung und Funktion von Musik) 
5: Gestaltungsprozesse 

Technisches und textiles Gestalten und Bildnerisches Gestalten 

Die Schüler:innen 

  • gestalten das Material für ihren Trickfilm. 
  • überlegen sich, wie ihr Szenenbild aussehen soll und zeichnen, malen, basteln entsprechende Gestaltungsmittel.     

Kompetenzbereiche: 
2: Prozesse und Produkte 
3: Kontexte und Orientierung 

Praxisaufgabe B: Fake News «Eine Unterrichtsidee»

Wie könnte ein Unterricht aufgebaut sein, bei dem Jugendliche ihre Kompetenzen bezogen auf das Thema Fake News erweitern sollen. Bedenke besonders die handlungsorientierten Möglichkeiten aktiver Medienarbeit. 

Lösung

Eine mögliche Unterrichtsidee zum Thema Fake News: 

Jugendliche setzen sich mit Meldungen bzw. Fake News auseinander, die einen starke emotionale Wirkung haben. Sie untersuchen, mit welchen Mitteln diese Wirkung von der mediensprachlichen Seite her erzeugt wurde und überlegen, warum es sie persönlich berührt.  Im Anschluss untersuchen sie die Meldungen auf ihre Seriosität hin und lernen Kriterien kennen, nach denen man auffällige Meldungen auf Glaubwürdigkeit prüfen oder dies zumindest versuchen kann. So weit wäre dies ein Beispiel für rezeptive Medienbildung. Eine vertiefte Auseinandersetzung könnte nun durch das handlungsorientierte Vorgehen der «aktiven Medienarbeit» erfolgen. Die Jugendlichen erhalten nun die Aufgabe anhand der erarbeitetet Kriterien selbst einen Beitrag zu erstellen, der mit einer Täuschung versucht, die Rezipierenden zu manipulieren. Sie stellen also anhand der gelernten Kriterien selbst Falschmeldungen her. Während der eigenen Produktion sollen sie konkret die Kriterien anwenden und sich z.B. genau überlegen, welche Kameraperspektiven und Einstellungsgrössen sich eignen, welcher Text mit welcher Intonation gesprochen wird, welches Bild mit welchem Text zusammengebracht wird, so dass es glaubwürdig erscheint, aber in Wirklichkeit einen Betrug darstellt. Sie setzen sich dabei konkret mit dem Manipulationspotential der Medien auseinander, indem sie die Mittel dazu selbst erproben und reflektieren.  

Selbstverständlich muss dieser handlungsorientierte Zugang zum Thema Fake News in den medienbildnerischen Kontext eingebunden sein. Die Werkzeuge der Manipulation sollen lediglich besser erkannt werden, die Lernenden sollen mit dem Wissen besser in der Lage sein, Falschmeldungen als solche zu entlarven. Deshalb darf die vertiefte Auseinandersetzung mit den ethischen und gesellschaftlichen Fragen nicht fehlen. Jugendliche sollen erkennen, warum Fake News für Individuen, Gruppen und das gesellschaftliche Zusammenleben gefährlich sind. Fatal wäre ein Unterricht, in dem die Jugendlichen nur Fake News selbst herstellen und sie dabei das Handwerkszeug erlernen, um selbst manipulativ aktiv zu werden. Die Werkzeuge der Manipulation sollen lediglich besser erkannt werden, die Lernenden sollen mit dem Wissen besser in der Lage sein, Falschmeldungen als solche zu entlarven.  

Praxisaufgabe C: Lied zum Thema Migration und Identität

Das Schlagerlied „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens bietet eine spannende Gelegenheit, die Themen Migration und Identität im Unterricht aufzugreifen.

Wie könnte eine Unterrichtssituation im Zyklus 3 aussehen, in der dieses Lied genutzt wird, um sowohl die historische Perspektive als auch die heutige Sicht auf Migration in modernen Liedern zu thematisieren? Beachte dabei sowohl den rezeptiven Teil – also die Analyse des Liedes – als auch die aktive Medienarbeit – etwa das Erstellen einer eigenen Liedversion.

Lösung

Eine mögliche Unterrichtsidee zum Thema Migration und Identität

Jugendliche setzen sich zunächst intensiv mit dem Schlagerlied „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens auseinander. Dabei analysieren sie den Text und die musikalischen Mittel, die genutzt werden, um Themen wie Migration und Sehnsucht darzustellen. Sie untersuchen, wie diese Mittel emotionale Wirkungen erzeugen und reflektieren, warum bestimmte Passagen sie persönlich ansprechen. Dies stellt den rezeptiven Teil der Medienbildung dar.

Im nächsten Schritt werden die Jugendlichen dazu angeleitet, eine eigene Version des Liedes oder eine neue musikalische Komposition zu entwickeln, die Migration aus heutiger Sicht thematisiert. Dabei überlegen sie, welche Aspekte ihnen besonders wichtig sind und wie sie diese kreativ umsetzen können. Sie experimentieren mit unterschiedlichen musikalischen Stilen und Texten, um ihre Botschaft überzeugend zu vermitteln.

Ein mögliches Beispiel könnte so aussehen: Eine Gruppe von Jugendlichen schreibt eine neue Strophe, die das Gefühl der Entwurzelung und die Herausforderungen der Integration in einer neuen Kultur beschreibt. Sie behalten die Melodie von „Griechischer Wein“ bei, fügen aber moderne Instrumente und einen Rap-Part hinzu, um die heutige Vielschichtigkeit von Migrationserfahrungen zu betonen:

Beispielstrophe: Ausschnitt aus dem Text «Luxusmigration» von Jessica Wüst und Tanja Würfel

„Im Schatten der Stadt, alles ist fremd,
ich such› nach dem Ort, den ich Heimat nenn›.
Zwischen Welten, die Vergangenheit klingt,
doch was ich such›, ist hier nicht zwingend.“

Durch diesen handlungsorientierten Zugang erfahren die Jugendlichen nicht nur, wie Medieninhalte kritisch analysiert werden, sondern auch, wie sie kreativ gestaltet werden können. Sie setzen sich aktiv mit den Ausdrucksmöglichkeiten von Musik und Text auseinander und reflektieren das Manipulationspotenzial dieser Mittel. Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für die Wirkung von Medien zu entwickeln und dieses Wissen in der eigenen kreativen Arbeit zu nutzen.

Weiterführende Überlegungen zur Unterrichtsidee

Für einen tieferen Einblick in mögliche Lösungsansätze und die praktische Umsetzung im Unterricht wird der Artikel „Das Schlagerlied ‚Griechischer Wein‘ als Analysegegenstand“ von Peter Holzwarth. empfohlen.

Holzwarth, Peter: „Da saßen Männer mit braunen Augen und mit schwarzem Haar.“ – Das Schlagerlied „Griechischer Wein“ als Analysegegenstand und Ausgangspunkt für kreatives Schreiben über Migration. Ludwigsburger Beiträge zur Medienpädagogik. Ausgabe 18/2015. https://www.medienpaed-ludwigsburg.de/article/view/310/392