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E2 | Lernmedien in verschiedenen Unterrichtsphasen

In welchen Phasen des Unterrichts setze ich digitale Lernmedien ein?

In der Einstiegsgeschichte macht sich Franziska Gedanken, ob die gewählte Lern-App eine sinnvolle Ergänzung für Ihren Unterricht ist.
Wenn wir genau hinschauen, fällt auf, dass Franziska die Unterrichtseinheit bereits fertig geplant hatte und am Schluss die Lern-App doch noch in die Planung aufnehmen möchte. Anstatt sich am Schluss zu überlegen, welche digitalen Medien als Zusatz in die bereits geplante Unterrichtssequenz passen würden, kann man das Vorgehen umdrehen. Anstelle der Frage: «Welches digitale Tool könnte ich einsetzen?» überlegst du dir zuerst: «Welches ist mein didaktisches Anliegen?»

Digitale Lernmedien in den Planungsprozess miteinbeziehen
Ich integriere von Anfang an digitale Werkzeuge in den Planungsprozess. Dies bedeutet, dass ich mir bereits bei der Planung der Unterrichtseinheit überlege, welche digitalen Medien dabei helfen können, die Lernziele zu erreichen und welche Lernprozesse am besten durch diese Medien unterstützt werden.

Franziska setzt digitale Lernmedien häufig in der Vertiefungs-Phase als zusätzliche Übungsmöglichkeit ein. Die Schüler:innen vertiefen das Wissen in Quizzes und Lern-Apps. Die Schüler:innen haben den Vorteil, dass sie sofort ein Feedback erhalten und für die Lehrperson verringert sich der Korrekturaufwand. Zudem finden sich im Internet zahlreiche Übungssets, die sofort einsatzbereit sind. Digitale Lernmedien können jedoch weit mehr als das.

Digitale Lernmedien in allen Phasen des Lernprozesses einsetzen
Grundsätzlich gilt, dass digitale Medien in allen Phasen des Unterrichts eingesetzt werden können. Wenn ich mir die Phasen den Lernprozesses vor Augen führe, hilft mir das, digitale Lernmedien variantenreich einzusetzen.

Lernprozess-Phasen im Überblick

  • Orientierung: Kontakt herstellen, erkunden, neugierig machen, Bedürfnis wecken, etwas verstehen zu wollen, Erfahrungsaustausch anregen
  • Erarbeitung: aufbauen, Wissenserwerb anregen, unmittelbare Feedbacks
  • Vertiefung: automatisierendes Üben / vertiefen, durcharbeiten, unterschiedliche Aspekte des Lerngegenstandes konsolidieren
  • Transfer: anwenden / nutzbar machen, neues Wissen und Können mit Bekanntem in Bezug setzen
  • Überprüfung: Kompetenzstand der Schülerinnen und Schüler zu ermitteln beurteilen: formativ (Diagnose, Beratung, Feedback), summativ (Lernstandsbewertung) und/oder prognostisch


Gleiches Tool unterschiedlich eingesetzt

Die folgenden Beispiele zeigen auf, wie ein Tool, in diesem Fall eine digitale Pinwand, exemplarisch in allen Phasen des Lernprozesses auf unterschiedliche Art und Weise eingesetzt werden kann. Die Abgrenzung zwischen den Phasen ist nicht trennscharf und verschwimmt im Unterricht oft.

Orientierung

Zu Beginn eines neuen Themas arbeitet die ganze Klasse auf einer gemeinsamen digitalen Pinwand. Darauf halten sie ihre ersten Gedanken, Fragen oder ihr Vorwissen fest. Die Pinwand kann auch zur Ideenfindung oder als Hilfe zur Gliederung eines Themas verwendet werden.

Beispiel Schulgarten-Planung

Beispiel Traumferien

Erarbeitung

Die Schüler:innen nutzen die digitale Pinwand, um gemeinsam Informationen zu sammeln, zu sortieren und zu strukturieren. Sie fügen Links, Texte und Bilder in die entsprechenden Spalten hinzu. Die Pinwand kann auch als Materialübersicht mit nützlichen Quellen zu Themenbereichen eingesetzt werden.

Beispiel Linksammlung Medien und Informatik für Studierende

Vertiefung

Schüler:innen erhalten verschiedene Aufgaben, mit denen sie ihr Wissen üben und vertiefen können.

Beispiel Vorstellungsgespräch

Transfer

Die Schüler:innen transferieren das erworbene Wissen, indem sie eigene Beiträge schreiben oder selbst produzierte Medien (Videos, Bilder) hochladen, den Lernstoff visualisieren oder zusammenfassen. Sie sammeln mögliche Ergebnisse auf der digitalen Pinwand und kommentieren die Ergebnisse der anderen.

Beispiel: Schüler:innen im Zyklus 3 erstellen Audioaufnahmen eines fiktiven Telefongesprächs, indem sie in einem Lehrbetrieb anrufen, um einen Praktikumsplatz zu erhalten. Die Gespräche führen sie in Tandems.
Die Audiodatei laden sie auf die Pinwand und erhalten anschliessend ein Feedback.

Überprüfung

Die Schüler:innen erstellen gemeinsam ein Quiz oder eine Zusammenfassung auf der digitalen Pinwand. Sie posten Fragen, die andere Schüler beantworten können, oder sammeln wichtige mögliche Prüfungsfragen.

Beispiel Prüfungsfragen

Eine Pinwand kann theoretisch für alle 5 Phasen des Lernprozesses verwendet werden. Das heisst aber nicht, dass es Sinn macht, das gleiche Tool in allen Phasen einzusetzen. Wenn bewusst in einer Phase analog gearbeitet wird und in einer nächsten Phase digital, kann das die Dynamik positiv beeinflussen.