Beim Making entwickeln Schüler:innen eigene Ideen, sie testen ihre Lösungen und arbeiten dabei kreativ und selbstgesteuert. Making verändert die Art, wie Schüler:innen lernen und zusammenarbeiten. In diesem Beitrag erfährst du Grundlegendes zum pädagogischen Making und wie du es in deinen Unterricht bringen kannst – auch ohne einen voll ausgestatteten MakerSpace.
In Kürze zum Hören
Was ist Making?
Mit schulischem Making können Schüler:innen ihre eigenen Ideen niederschwellig modellieren, diskutieren und gemeinsam weiterentwickeln. Bereits in der Anfangsphase finden Lernende heraus, ob ihre Idee Potenzial hat – und wenn nicht, ist das kein Problem. Denn das Scheitern ist beim Making nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht.
Die Verbindung von analogen und digitalen Werkzeugen eröffnet vielfältige Möglichkeiten: Vom Erstellen einfacher Modelle aus Karton bis hin zu komplexen Projekten mit dem 3D-Drucker oder der Programmierung von Robotern.
Technologien werden gezielt eingesetzt – etwa um Aufgaben zu bewältigen, die anderweitig kaum umsetzbar wären. So baut eine Schülerin beispielsweise ein Mini-Gewächshaus, das mit digitalen Sensoren für Feuchtigkeit und Temperatur ausgestattet ist. Das Erstellen von Prototypen steht im Mittelpunkt: Die entstandenen Produkte zeigen die Ideen der Lernenden und lassen sich durch Feedback weiterentwickeln.
Bereits in der Anfangsphase finden Lernende heraus, ob ihre Idee Potenzial hat.
Im schulischen Making gibt es keine Unterscheidung zwischen «kleiner» und «grosser» Kreativität. Ob es darum geht, eine kreative Lösung für ein Alltagsproblem zu finden oder an einem grösseren Projekt zu arbeiten, das vielleicht den Weg zu einer beruflichen Laufbahn ebnet – jede Form von Kreativität wird geschätzt und gefördert. Dabei eignen sich die Schüler:innen nicht nur technisches Know-how an, sondern erwerben auch wertvolle soziale und persönliche Kompetenzen: Zusammenarbeit, Kommunikation und Eigeninitiative werden mit Making auf natürliche Weise in den Arbeitsprozess integriert.
Schulisches Making lässt sich gut mit Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) verbinden. Dabei setzen sich die Schüler:innen mit umweltverträglichen Materialien auseinander und entwickeln Projekte, die sich an den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) der vereinten Nationen (1) orientieren. Dies fördert nicht nur technisches Wissen, sondern auch ein Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen.
Zusammenarbeit, Kommunikation und Eigeninitiative werden mit Making auf natürliche Weise in den Arbeitsprozess integriert.
MakerSpace als Lernraum
Im MakerSpace steht das selbstgesteuerte und praxisorientierte Lernen im Mittelpunkt. Anders als im Regelunterricht, wo oft klare Aufgaben und Lösungen vorgegeben sind, lädt ein MakerSpace dazu ein, eigene Fragestellungen zu verfolgen und kreative Lösungen zu finden. Es ist mehr als ein «Raum voller Werkzeuge». In vielen Schulen wurden in den letzten Jahren MakerSpaces eingerichtet. Dabei sieht jeder Raum anders aus und lässt sich den Bedürfnissen der Schule anpassen.
Anders als im Regelunterricht lädt ein MakerSpace dazu ein, eigene Fragestellungen zu verfolgen und kreative Lösungen zu finden.
Wie unterschiedlich MakerSpaces gestaltet werden können, zeigen die Videoporträts der fünf Schulen aus dem Projekt «Making-Erprobung TG». (2) (3)
Die MakerSpaces der porträtierten Schulen weisen gemeinsame Merkmale auf: So werden Materialien und Werkzeuge für die Besucher:innen gut sichtbar angeboten. Transparente Boxen, offene Regale und Beschriftungen helfen, dass alle Personen im MakerSpace Zugang zu den benötigten Ressourcen haben. Neben Alltagsmaterialien stehen auch Recyclingmaterialien zur Verfügung. Es gibt einen Bereich für digitale Fabrikation mit 3D-Drucker und LaserCutter.
Die Lernumgebung ist flexibel. Es eignen sich Möbel mit Rollen. Sitzwürfel können schnell zu einer Couch oder einem Raumteiler umgebaut werden. Zur Verfügung stehen verschiedene Bereiche wie eine «Inspirationsecke» mit Projekten von anderen Maker:innen und Büchern, ein Bereich mit Recyclingmaterialien, ein bequemer Ort zum Nachdenken, ein Bereich für die digitale Produktion und ein Materiallager.
Making im Klassenzimmer
Du benötigst keinen MakerSpace, um Making in deinen Unterricht einzubinden. Starte mit einfachen «Challenges». Die Plattform «MakerStars» (4) bietet eine Vielzahl solcher «Challenges» (Unterrichtsideen) in drei Kategorien an: «ohne Strom» (aus Alltagsgegenständen kreative Objekte konstruieren), «mit Strom» (z.B. Stromkreise und Schaltungen entdecken) und «mit Computer» (Arbeit mit Mikrocontrollern).
Wie lässt sich beispielsweise dein nächstes NMG-Thema auf lustvolle Weise mit anderen Fächern kombinieren? Überlege, wie dabei Kompetenzen aus verschiedenen Bereichen gefördert werden können. Gib deinen Schüler:innen die Freiheit, die Form ihres Produkts selbst zu wählen: Soll es ein Podcast, ein Werbefilm oder vielleicht ein kreativer Prototyp aus Karton und Styropor sein? Ermutige sie, ihre Ideen einzubringen und herauszufinden, welches Format sich am besten eignet, um das Thema lebendig werden zu lassen. Arbeite projektbasiert und fächerübergreifend.
Es geht nicht darum, beim ersten Versuch alles richtig zu machen, sondern durch Versuch und Irrtum zu lernen.
Beim «Making» steht das Mindset im Vordergrund. Ermutige deine Schüler:innen deshalb, ihre Lösungen zu testen, zu überdenken und zu verbessern. Es geht nicht darum, beim ersten Versuch alles richtig zu machen, sondern durch Versuch und Irrtum zu lernen. Der iterative Prozess stellt einen Kernaspekt von Making dar. Weitere Ideen findest du im Praxishandbuch «Making und Schule». (5)
Autorin: Sabrina Strässle (PHTG)
14.11.2024
Zur Vertiefung
- Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (UN)
- Videoporträt der VSG Nollen aus dem Projekt der PH Thurgau «Making Erprobung TG»
- Videoportraits weiterer Projektschulen
- Plattform «MakerStars» Challenges für den Unterricht
- Praxishandbuch «Making und Schule» als Open-Access-PDF.
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